Persönlichkeit und klare Haltung

Geheime Kandidaten zur Wahl? Geht das und warum macht jemand so was?

Bei keiner anderen Wahl steht die Persönlichkeit so im Vordergrund wie bei der Kommunalwahl. Im besten Fall bewirbt sich jemand aus der Mitte der Menschen im Wahlkreis heraus, um diesen Wahlkreis im Rat von Bad Berleburg zu vertreten. Die Wählerinnen und Wähler wollen darum diesen Menschen kennen, der sie als ihre Stimme vertreten will. Ist es die Nachbarin, der Freund, die Arbeitskollegin, oder das engagierte Vereinsmitglied? Wofür steht eigentlich diese Person? Kann man sich auf diese Frau, diesen Mann verlassen, auch wenn es mal eng und schwierig wird? Gilt hier ein Wort, ein Versprechen?

Wenn das so ist, dann macht ein konservativer Wähler auch mal bei seinem sozialdemokratischen, grünen, gelben oder unabhängigen Nachbarn ein Kreuz. Und auch eingefleischte Sozis wählen dann selbstverständlich einen „Schwarzen“ von der CDU, wenn der die Ortschaft voranbringt.

Aber natürlich muss auch klar sein, für welche Partei jemand antritt. Und ebenso müssen die Kandidaten und Kandidatinnen auch für die Grundwerte, Aussagen und Programme dieser Parteien und Gruppierungen vor Ort bei ihren Wählern Stellung beziehen. Das ist nicht immer einfach. Kein Sozialdemokrat, kein Christdemokrat und auch kein Grüner, um nur einige Parteien zu nennen, wird immer und zu hundert Prozent hinter allem stehen, was in und von den Parteizentralen in Bund und Land täglich so an Meinung abgesondert wird. Aber die Grundeinstellung, die klare Haltung, sollte schon erkennbar sein und passen. Ansonsten bemerken die Wähler die Mogelpackung schnell.

Was aber ist von Kandidatinnen und Kandidaten zu halten, die sich für eine Partei aufstellen lassen, gleichzeitig aber nicht möchten, dass der Freundes- und Familienkreis, der Arbeitgeber oder überhaupt jemand davon erfährt? Bei allen aktuellen Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung in Bad Berleburg ist deutlich erkennbar, dass sie sich öffentlich zu ihrer jeweiligen Partei oder Gruppierung bekennen. Die Meinung dieser Kolleginnen und Kollegen im Rat zu bestimmten Themen muss man nicht immer teilen, aber sie verdienen unseren Respekt, weil sie zu ihrer Meinung und auch zu Ihrer Partei oder Gruppierung stehen. Diese Meinungsverschiedenheit offen und in der parlamentarischen Diskussion auch mal hart und trotzdem fair auszutragen, ist der Kern der Demokratie, in der wir hoffentlich noch lange leben.

Offenes und öffentliches Eintreten für die eigene Meinung und die klaren Ziele und Absichten sowie gegenseitiger Respekt ist daher der wesentliche Unterschied zwischen Kandidaten und Sympathisanten. Kandidaten müssen den „A…“  in der Hose haben, sich zu ihrer Meinung, ihrer Einstellung und Ihren politischen Zielen offen und öffentlich zu bekennen. Bei Sympathisanten genügt das geschützte Bekenntnis am Biertisch oder das tägliche anonyme Posting bei Facebook.

Wenn dieses öffentliche Bekenntnis nicht erfolgt und ersatzweise von Beginn an die Opferrolle reklamiert und der (selbstgewählte) „unfaire Nachteil“ bejammert wird, um anschließend sofort den „Schaden für die Demokratie“ zu beklagen, dann macht das jeden weiteren Kommentar zu solchen Kandidaten und ihrer Partei eigentlich überflüssig.

Übrigens werden spätestens bei der Sitzung des Wahlausschusses der Stadt Bad Berleburg am 3. August 2020 die Namen aller Kandidatinnen und Kandidaten für die Kommunalwahl auf Grundlage der von den Parteien eingereichten Unterlagen und Listen festgestellt und bekannt gegeben. Dies natürlich öffentlich, also auch für den Arbeitgeber, den Freundes- und Familienkreis. Und spätestens am Wahltag wird dann auch der Name auf dem Wahlzettel stehen müssen, denn anonym kandidieren wird nicht gehen.